Schlafstörungen aus Sicht der TCM

Aus der Sicht der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) entstehen Schlafstörungen aus einer Disharmonie zwischen dem Feuer-Element (Herz und Dünndarm) sowie den mit ihnen in Verbindung stehenden Organen und Elementen. Letztlich geht es also um das Herz bzw. den bewussten Geist (Shen) der gestört wird oder nicht ausreichend genährt wird. In der Vorstellung der TCM ist das Herz der Kaiser und sein Schlafzimmer das Pericard (Herzbeutel), welches kühl und angenehm sein soll. Es gibt einige klassische Szenarien in der TCM, die als Ursache für "Insomnia" aufgezeigt werden und zu denen es auch eine Behandlungsrichtlinie gibt:

- Herz-Yin und Blut-Mangel (es fehlt an Substanz, sodass sich der „Geist“ nicht gut verankern kann)

- Herz und Nieren sind nicht verbunden (Wasser und Feuer müssen in Harmonie sein um dem „Geist“ im Körper ein ruhiges Zuhause zu bieten)

- Nieren Yin-Mangel mit falschem Feuer (oft in den Wechseljahren oder bei Burn-Out, wo Hitze und Energie nicht durch Essenz und Substanz stabilisiert werden kann)

- Leber und Gallenblase stören das Herz (Emotionen wie Ärger und Sorge erzeugen einen störenden inneren „Wind“, der hochschießende Bewegungen im Körper auslöst)

- Magen-Feuer stört das Herz (Schleim und Hitze im Magen oder Oberbauch behindern das Absteigen des Herz-Feuers zum Schlaf)

- Disharmonie zwischen Ying-Qi (Nähr-Qi) und Wei-Qi (Abwehr-Qi) (Ein Teil des Immunsystems ist zu stark und lässt die Verbindung mit den kühlen, flüssigen, nährenden Substanzen des Körpers nicht zu)

Die TCM-ÄrztInnen oder -TherapeutInnen suchen nach Fülle- oder Leere-Muster über die Puls- und Zungendiagnose sowie Bauchdiagnose. Die Uhrzeit, in der Schlafstörungen auftreten, kann Hinweise geben welcher Funktionskreis betroffen ist. Die Organuhr (Bild) zeigt die Uhrzeiten, die auf das jeweilige Ungleichgewicht hinweisen. Wenn wir also immer wieder zu selben Zeit Beschwerden haben oder zur entsprechenden Zeit aufwachen, hilft uns das bei der Anamnese. Wacht man beispielsweise immer um 1:00 morgens auf, hat das mit der Leber zu tun, wacht man zwischen 3:00 und 5:00 morgens auf, hat es etwas mit der Lunge zu tun usw. Man sagt, seine Heiligkeit, der 14. Dalai Lama, geht um 20:00 ins Bett und steht um 4:00 früh zur Meditation auf. Das entspricht auch der idealen Ruhezeit nach der Organuhr der TCM. "Schlaf ist die beste Meditation“ sagt er dazu lächelnd.

Organuhr der TCM. Im äußeren Ring die "Fülle-Zeiten der Organe, im inneren Ring die "Leere-Zeiten der Organe.

Ernährung und Schlaf?!

Unsere Mahlzeiten und unser Schlaf sollten gut aufeinander abgestimmt sein. Essen wir zu spät, belastet der Magen das Herz. In der TCM spricht man von Magen-Schleim-Hitze, die das Herz bedrängt. Abends sollte das Essen bekömmlich sein und keine Hitze oder Stagnation erzeugen. Es wird erzählt, die RömerInnen haben abends Kochsalat / Salatsuppe (also eher etwas Bitteres, Absenkendes) gegessen, um den Schlaf zu fördern. Scharfe Gewürze, Alkohol, Koffein, Fleisch, Hafer usw. sind eher yangige Lebensmittel, die uns munter machen.

Was die Ernährung und Schlaf angeht, ist es wichtig den Stoffwechsel zu unterstützen, dass er ausreichend neues Blut nachproduzieren kann. Eisen und B-Vitamine, ein gutes rotes Blutbild, können viel zu einem gesunden Schlaf beitragen. Empfohlene Nahrungsmittel und Kräuter dazu sind: Algen, Weißkohl, Weißkraut, Holunderbeeren, Kiwi, Cashewkerne, Kürbiskerne, Sesam, Amaranth, Hopfen, Baldrian, Banane, Bier, Dill, Basilikum, Eisenkraut, Erbsen, Estragon, Mohn, Herzgespann, Honig, Johanniskraut, Kamille, Kakao, Goji-Beeren, rote Rüben, Melisse, Lavendel, Nachtkerzen, Oregano, Passionsblume, bittere Salate, Datteln, grünes Gemüse wie Spinat, Mangold, Broccoli und div. Salate.

Wird Zucker verzehrt, verändert das den Insulinhaushalt im Körper und es werden auf Dauer Entzündungen gefördert. Zucker pusht uns kurzfristig hoch und macht uns langfristig müde, er führt jedoch zu keinem ausgeglichenen Energierhythmus. Langfristig führen Störungen des Insulinhaushaltes und verbundene Hormonstörungen (Serotonin) zu Vergesslichkeit und degenerativen Gehirnerkrankungen. *Quelle: https://www.zentrum-der-gesundheit.de/ernaehrung/lebensmittel/zucker-uebersicht/zucker

Zucker (vor allem industriell verarbeiteter Zucker) kann folgende Symptome auslösen oder an deren Entstehung mit beteiligt sein: unerklärliche Müdigkeit, Antriebs- und Energielosigkeit, Depressionen, Angstzustände, Magen- und Darmprobleme wie Völlegefühle, Blähungen, Durchfall und Verstopfung, Haarausfall, Hautkrankheiten, Pilzbefall, Menstruationsbeschwerden, Nervosität, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche.“ *Quelle: https://www.zentrum-der-gesundheit.de/ernaehrung/lebensmittel/zucker-uebersicht/zucker

Einschlafhilfen aus der Naturheilkunde

Es gibt verschiedene Ansätze und Hilfsmittel aus der Naturheilkunde, um den Schlaf zu fördern. Je nachdem durch welches Ungleichgewicht das Ein- oder Durchschlafen gestört ist. Das berühmte warme Glas Milch mit Honig ist heute noch beliebt. Ich würde es heute mit Mandelmilch, einem Faden Safran und Honig zubereiten. Manchen Mensch hilft ein Schluck Rotwein, anderen ein Glas (alkoholfreies) dunkles Bier. Manchen ein Tee aus Hopfen, Melisse, Passionsblume, Johanniskraut und Kamille. Aus Sicht der TCM ist es jedoch mit einem Schlaftrunk nicht erledigt. Es braucht eine grundlegende, ganzheitliche Ernährung und Kräuterrezeptur, angepasst auf die oben angeführten Ursachen und Symptome. Mit Chinesische Kräuterrezepturen wird selten ein sedierendes, pflanzliches Schlafmittel verabreicht, sondern eine Mischung gegeben, die der Konstitution des Menschen entspricht und tags wie nachts einen Ausgleich von Yin und Yang und der Elemente herstellt.

Was ist in der Zeit kurz vor dem Schlafengehen zu beachten?

Eine schöne Praxis ist auch, vor dem Schlafen den geistigen Mülleimer zu leeren. Schauen wir uns an, was wir heute gemacht haben und dann lassen wir es los, vielleicht mit ein paar guten Gedanken. „Ich hab heute mein Bestes versucht, jetzt gönne ich mir Ruhe um morgen wieder zum Wohle aller Wesen mein Bestes zu geben“.

Ein guter Schlaf lebt auch von unserem Tagesablauf. Besonders am Abend brauchen wir etwas Entspannendes. Zwei Stunden vor dem Schlafen sollte nichts Aufregendes mehr passieren. Computer, Handy, aufregende Filme, hitzige Diskussionen, Nachrichten sollten da keinen Platz mehr haben. Es gibt gute Medidations- und Atemtechniken oder auch Qigong-Übungen, die Körper und Geist auf die Nacht vorbereiten. Tatsache ist jedenfalls, dass das, was wir unmittelbar vor dem Schlafen Denken oder tun, einen großen Einfluss auf unsere Schlafqualität hat.

Schlafmangel oder wenig Tiefschlaf wirken sich auf Dauer negativ auf unser Yin im Körper aus. Die TCM spricht von Blut und Yin-Mangel.